Interview mit Renate Delfs

Vierzehn Jahre nach den Dreharbeiten zu den Eltern habe ich die Darsteller nochmal angeschrieben und darum gebeten, uns ein paar Fragen zu beantworten. Eine "direkte" Befragung war aus logistischen Gründen kaum möglich, da ich in Stuttgart wohne und die Darsteller über die ganze Welt verteilt sind. Trotz allem kamen bereits nach kurzer Zeit die ersten Antworten.

Die Fragen waren eine bunte Mischung aus allgemeinen und persönlichen Fragen; als Basis dienten auch Fragen, die von den Fans im Laufe der Zeit in den Raum geworfen wurden. Das 2. Interview wurde mit Renate Delfs geführt, die zudem auch ein privates Foto zur Verfügung gestellt hat. Wir hatten einige Male wegen dieses Interviews miteinander zu tun und haben auch telefoniert – herzlichen Dank noch einmal an Renate Delfs, daß sie sich die Zeit genommen hat.


Heiko Reddingius, NvsE.de: Vierzehn Jahre ist es nun her, daß die erste Klappe zu "Nicht von schlechten Eltern" fiel. Die erste Staffel war ein Überraschungserfolg, mit dem viele nicht gerechnet hatten. Haben Sie mit diesem Erfolg gerechnet oder waren Sie genauso überrascht?

Renate Delfs Es war eine große und freudige Überraschung, wie sich herausstellte, daß unser aller Arbeit so gut bewertet wurde, daß eine zweite Staffel vorbereitet wurde – der dann ja noch eine folgen sollte.

HR: Was gefiel Ihnen besonders an Ihrer Rolle?

RD Oma Lisbeth war mal keine Oma aus dem üblichen Klischee: sie war weder ständig mit vorwurfsvoller Miene im Hintergrund, noch forderte sie ständig von den Jüngeren, gebührend estimiert zu werden. Auch war sie keine neckische Alte, die vielleicht doch noch auf ein spätes Glück hoffte.

HR: Was würden Sie heute sagen, wie viel hatten Sie mit der Figur Lisbeth Schefer gemeinsam?

RD Ich denke, es gibt viele Frauen in meiner Generation, die ihr Leben auch allein meistern, und die sich bewußt sind, daß Kinder nur Gäste in ihrem Leben sind – und wenn mal Glück hat die besten Freunde.

HR: Was geht Ihnen heute durch den Kopf, wenn Sie noch einmal eine Folge oder Fotos aus dieser Zeit sehen?

RD Eigentlich nur Dankbarkeit, daß ich bei dieser wunderschönen Arbeit mitwirken durfte und viel Freude, wenn ich an all die netten Leute denke, die ich kennengelernt habe.

HR: Können Sie sich vorstellen, heute noch einmal in einer Fortsetzung der "Eltern" mitzuspielen?

RD Es wäre natürlich eine schöne und sehr originelle Idee, wenn man feststellen könnte, was aus den Schefers in den letzten 10 Jahren geworden ist.

HR: Gibt es eine Kollegin oder einen Kollegen aus der "Eltern"-Zeit, mit dem/der Sie gern noch einmal zusammenarbeiten würden?

RD Es wäre natürlich wunderbar, wenn ich noch einmal die Gelegenheit hätte, mit meinen „Kindern“, Sabine Postel und Uli Pleitgen etwas zu tun bekäme! Wir haben telefonischen Kontakt, und ich hoffe immer, daß sie mich mal besuchen, aber Flensburg liegt ja selten „auf dem Weg“. Und was aus meinen Enkeln geworden, würde mich auch sehr interessieren.

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Renate Delfs 2006
Foto: privat
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HR: Und gibt es eine bestimmte Rolle, die sie gern einmal spielen würden?

RD Natürlich gibt es, auch wenn man so alt ist, noch Träume: ich würde zu gerne mal so eine etwas schrullige, aber plietsche Seniorin wie Miss Marple spielen.

Anmerkung der Redaktion: "plietsch" ist ein wunderschöner plattdeutscher Ausdruck. Für alle, die in der Sprache nicht bewandert sind: auf Neudeutsch würde man wohl "clever" sagen.

HR: Gibt es etwas, daß Sie vor der Kamera nicht oder nur sehr ungern tun würden?

RD Na, was würde das für eine 81-jährige wohl sein?

HR: Sie spielen nach wie vor Theater und sind auch schon als Schriftstellerin in Erscheinung getreten. Wo sehen Sie persönlich mittlerweile Ihren Schwerpunkt?

RD Theaterspielen ist leider etwas weniger geworden, natürlich hätte ich jederzeit dazu große Lust. Und Schreiben macht auch sehr viel Spaß, nur lasse ich mich leider viel zu gern davon ablenken, mich an den Schreibtisch zu setzen.

HR: Was ist für Sie die perfekte Art, sich zu entspannen?

RD In meinem Garten (möglichst in der Sonne) sitzen und lesen.

HR: Gibt es eine Projekt, welches Ihnen besonders am Herzen liegt, auf das Sie an dieser Stelle aufmerksam machen wollen?

RD Ich bin Mitbegründerin einer – wie mir scheint – sehr wichtigen Initiative, dem "Schutzengel". Hier wird überforderten und unerfahrenen Müttern Hilfe angeboten im Umgang mit ihren kleinen Kindern, von der Geburt an bis zum 3. Lebensjahr.

HR: Verraten Sie uns ... ihr Lieblingsbuch?

RD: Joseph und seine Brüder von Thomas Mann, Ut mine Stromtid von Fritz Reuter.

HR: ... Ihren Lieblingsfilm?

RD: Les enfants du paradis

HR: ... Ihre Lieblingsband/Musiker?

RD: einer meiner Söhne ist Dirigent; natürlich sein Orchester

HR: ... Ihr Leibgericht?

RD: Marmeladenbrot

HR: Haben Sie ein Lebensmotto, und wenn ja, welches ist das?

RD Man muß sich nicht so wichtig nehmen und immer schön dankbar sein für das, was man hat.

HR: Möchten Sie noch einige Worte an die Fans richten?

RD Es wäre wunderbar, wenn man sich im Umgang mit seinen Kindern manchmal ein bißchen an Familie Schefer erinnern würde: Liebe, Toleranz, und Humor sind empfehlenswerte Hilfsmittel!

HR: Frau Delfs, wir bedanken uns herzlich auch im Namen der Fans von "Nicht von schlechten Eltern" für dieses Interview!

Dieses Interview wurde im Oktober 2006 per Briefwechsel geführt.


Weblinks

Einige ergänzende Weblinks zum Interview: