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NvsE.de – Historisches

Einleitung

Blickt man heute auf die Serie zurück, erscheint einem manches seltsam. Fast 20 Jahre liegen die ersten Dreharbeiten jetzt zurück, und an diesem Punkt darf jeder Leser sich ruhig denken: „Hach, ich werde alt…”. Wer erinnert sich noch an Dinge wie Paketzustellgebühr? Zur Auffrischung gibt es an dieser Stelle ein kleines Lexikon der Begriffe aus den 1990ern :-) Da ich selbst in den 1990ern aufgewachsen bin, konnte ich in den meisten Fällen auf eigene Erfahrung zurückgreifen; an anderen Stellen half die Wikipedia weiter.

Noch etwas: manche der Dinge, die sich seither geändert haben, sind nicht unumstritten. Ich habe versucht, diese Aufzählung möglichst wertfrei zu gestalten, bestenfalls mit einigen augenzwinkernden Anmerkungen versehen.

Die Stichworte (von A-K)

Abitur

Aufgrund der momentan ständig schwankenden Anzahl an Schuljahren nehme ich den Punkt schon mal vorsichtshalber mit rein: In den 1990ern war in allen Bundesländern das Abitur in der Regel nach 13 Jahren erreicht, auch Bremen bildete da keine Ausnahme.

Bremer Schulsystem

Wie in vielen Bundesländern veränderte sich auch das Bremer Schulsystem im Laufe der Jahre. In den 1990ern sah es dort an den allgemeinbildenden Schulen wie folgt aus:

Wer tiefer in die Materie einsteigen will, darf sich gern durch die Wikipedia-Kategorie Bildung in Bremen klicken. Ach ja: die „Gesamtschule Priesterweg”, die mehrfach erwähnt wird, ist genauso wie das Gustav-Heinemann-Gymnasium fiktiv.

Bundesländer, neue

Als NvsE gedreht wurde, lag die deutsche Wiedervereinigung noch nicht lange zurück. Manche sprachen noch von der DDR, andere zumindest von der Ex-DDR, die Generation der Großeltern sogar von der „Ostzone”. Wer sich politisch korrekt ausdrücken wollte, sprach von den „Neuen Bundesländern”. Die sind mittlerweile nicht mehr ganz so neu, darum ist der Begriff mittlerweile auch weitestgehend aus dem Sprachgebrauch verschwunden. Für die Nachgeborenen: gemeint waren Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt (und technisch gesehen auch Ost-Berlin, welches jedoch nie mitgezählt wurde). Zu hören ist der Begriff in der Folge Steppenhuhn bei 09:43 in einer Ansage im Supermarkt: „Obst und Gemüse aus den neuen Bundesländern frisch eingetroffen. Bitte beachten Sie die Angebote in der Gemüseabteilung.” (viele der männlichen Zuschauer dürften ihre Aufmerksamkeit in dem Moment allerdings eher Ebba zugewandt haben, die etwas in ihren Ausschnitt steckt).

D-Mark

Die D-Mark oder kurz „Mark”, ganz kurz „DM” und als ISO-Bezeichnung „DEM”, war bis zum 31.12.2001 das gültige Barzahlungsmittel in Deutschland, dann kam der Euro. Böse Zungen behaupten, dass manch ein Händler oder Gastronom einfach nur die Währungsbezeichnung ausgetauscht hat, und so geriet der Euro schnell als „Teuro” in Verruf. Wer es schon vergessen hat: eine Mark bestand aus 100 Pfennigen. Wer umrechnen will: der offizielle Wechselkurs wurde seinerzeit mit 1,- EUR = 1,95583 DEM festgelegt. Allerdings sollte man mittlerweile auch die Inflation berücksichtigen, ein Gastbeitrag von Moritz Schefer zu diesem Thema folgt ;-)

Jump Rap

... war eine letzten Endes recht kurzlebige Erscheinung der 1990er, im Wesentlichen bedingt durch das US-Rap-Duo Kris Kross, die mit 13 Jahren ihre erste Single „Jump” veröffentlichten. Jeder NvsE-Fan weiß, dass Alexander ein echtes Faible für die Musik und den Stil hat, jedenfalls in der 1. Staffel. Er greift auch eines wesentlichen Stilmittel von Kris Kross auf: die verkehrt herum getragenen Hosen. „Jump” wurde 1992 veröffentlicht, war 20 Wochen in den Top 100 (Spitzenplatz: 2 im Mai 1992), die Folgesingle schaffte es immerhin noch auf Platz 22, aber dann hatte sich das Thema auch schon wieder mehr oder weniger erledigt. Eigentlich war diese Art des Raps somit schon bei den letzten Dreharbeiten der 1. Staffel veraltet ...

Die Stichworte (von L-Z)

Mobiltelefon

Nennt man heute ganz modern „Handy”, was im Englischen als Attribut eigentlich „handlich” bedeutet. Wenn man sich speziell das Telefon von Pascal (zu sehen in Folgen 1.11 und 1.12) ansieht, weiß man, dass die Dinger damals alles andere als handlich waren. Und vor allem: sie konnte einfach nur telefonieren. Die in der 2. Staffel verwendeten Geräte (bei Herrn Kussmann in 2.02 und bei Moritz in 2.03 zu sehen) sind immerhin schon etwas kompakter.

Postleitzahlen

Bis Ende Juni 1993 waren in Deutschland noch vierstellige Postleitzahlen üblich, durch die Wiedervereinigung bedingt sogar zwei verschiedene Systeme. Im Postverkehr musste jeweils ein W- oder O- vor die vierstellige Postleitzahl gestellt werden (z. B. W-2800 Bremen 50). Häufig wurden bei der Postleitzahl die letzten Nullen weggelassen, so dass nur „28 Bremen 50” oder „294 Wilhelmshaven” (statt 2940) geschrieben wurde. Mit der Umstellung auf das fünfstellige System zum 01.07.1993 (die Älteren werden sich mit Schrecken an Rolf, die damalige Werbefigur zum Motto „Fünf ist Trumpf!” erinnern), war das nicht mehr möglich: die Zustellbereiche entfielen und waren in die Postleitzahlen integriert. Damals haben die Menschen gestöhnt, mittlerweile hat man sich daran gewöhnt.

Rauchen

Im Lehrerzimmer ist häufig zu sehen, dass einige Lehrer quarzen, was das Zeug hält (besonders Dr. Pöhlke und Dr. Bockmann). Das wäre heute undenkbar. Was allerdings auch in der Serie schon etwas schräg wirkt: es scheint nur ein Lehrerzimmer zu geben, in dem Raucher und Nichtraucher mehr oder weniger friedlich beisammensitzen. Übrigens ist auch Wolfgang häufig mit brennender Zigarette zu sehen; heute würden in so einem Falle vermutlich die Jugendschützer Sturm laufen, wenn nicht gerade ein Bösewicht mit Zigarette gezeigt wird. Ach ja: in einer Folge steckt Dr. Pöhlke sich bereits auf dem Weg aus dem Klassenraum seine Zigarette an, das dürfte damals schon Ärger gegeben haben. Von Zigarettenautomaten in der Schule gar nicht zu reden; und dass Alex' Kumpel Johannes für einen Lehrer Zigaretten holen geht, würde sowohl wütende Eltern nach sich ziehen als auch einen Verstoß gegen das Jugendschutzgesetz bedeuten, Johannes dürfte höchstens 13 oder 14 gewesen sein und zu der Zeit durften Zigaretten theoretisch erst an Personen ab 16 abgegeben werden. In der Praxis haben viele Läden gerade in solchen Fällen (d. h. wenn bekannt war, dass die Zigaretten für einen Erwachsenen gedacht waren) beide Augen zugedrückt.

Telekom

Taucht speziell in der 2. Staffel einige Male auf, sowohl durch die Telefonzelle vor dem Haus der Schefers (die heute nicht mehr existieren dürfte, das Grundstück ist mittlerweile auch bebaut) als auch zum Beispiel als Moritz seinen Telefonanschluss bekommt. Schleichwerbung war das aber zu der Zeit definitiv nicht: es gab in den frühen 1990ern schlicht noch keine anderen Anbieter für Privatkunden, die Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes erfolgte erst zum 01. Januar 1998.

Wehrpflicht

Die Wehrpflicht ist zwar gegenwärtig (2011) nur ausgesetzt und noch nicht endgültig abgeschafft, trotzdem sollen ihr an dieser Stelle einige Worte gewidmet werden; nicht zuletzt auch, weil sich die Fristen im Laufe der Jahre verändert haben. Die Wehrpflicht galt von 1956 bis 2011 und umfasste Männer ab dem 18. Lebensjahr, die entweder eine deutsche Staatsbürgerschaft hatten oder in Deutschland lebten. Die Alternative war der Zivildienst, dem jedoch vorausging, dass gegenüber der Bundeswehr der Kriegsdienst mit der Waffe verweigert werden musste. Ausgenommen von der Wehrpflicht waren die Männer, die entweder im Dienst der Polizei oder des Katastrophenschutzes standen.

Zu der Zeit, als „Nicht von schlechten Eltern” spielt, galten zwei unterschiedliche Fristen: bis zum 31.12.1996 betrugt die Dienstzeit im Wehrdienst 12 Monate, danach waren es nur noch 10 Monate (ab 2002 nur noch 9). Für Zivildienstleistende: bis Ende 1996 15 Monate, danach 13 (später nochmal über 11 auf letztlich 9 Monate verkürzt und damit dann wieder über den gleichen Zeitraum gehend wie der Wehrdienst). Dass die Zivildienstzeit länger war als die Zeit in der Armee lag daran, dass nach dem Ableisten der Dienstzeit bei der Bundeswehr ein Soldat nicht automatisch zum Zivilisten wurde, sondern bis zum 45. Lebensjahr (Unteroffiziere und höher bis zum 60. Lebensjahr) den status eines „Reservisten” hatte. Zum Weiterlesen: Wikipedia.

Zustellgebühr

Als Sibylle in der Folge „Nichtraucher, sportlich” für Moritz ein Paket annimmt, will der Zusteller eine Zustellgebühr von 2,50 Mark. Das war zu der Zeit tatsächlich noch üblich, nicht nur bei Nachnahme oder zu geringem Porto.


Zuletzt geändert: 29.12.2023, 08:55